Diagnose Lipödem

So, jetzt hat es mich also doch erwischt. Vor ein paar Jahren lernte ich zwei Frauen kennen, die ebenfalls an der gleichen Krankheit leiden. Somit war mir das Lipödem nicht unbekannt, ich gebe aber zu das ich mich nie so richtig dafür interessiert habe. Lasst mich von hinten anfangen.

Das ich schon immer irgendwelchen Diäten nachgelaufen bin, wisst ihr. Somit, auch wenn es mir nie so richtig bewusst war, hatte ich ein Problem mit Hintern und Oberschenkeln und natürlich Bauch. Durch den ewigen Jojo Effekt machte ich in Bezug der Krankheit einfach alles nur noch schlimmer. Teilweise ging ich so streng in meinen Diäten vor, das der Effekt überhaupt nicht anhalten konnte. Überhaupt, macht euch bitte eins bewusst, Diäten funktionieren nicht. Der Effekt einer Diät ist nach spätestens einem Jahr verschwunden. Und dann? Mit diesen Aufs und Abs bekamen meine kranken Fettzellen immer mehr Stoff.

Vor 6 Jahren heiratete meine Freundin und wir feierten ihren Junggesellinnenabschied in Zürich. Es war ein toller Tag, und ebenso ein toller Abend. Als ich abends meine Chucks auszog, bin ich förmlich erschrocken. Zwei knallrote Kreise um beide Unterschenkel nahe des Fußes. Das erste Anzeichen dafür, das die Krankheit fortgeschritten war. Über den Tag hinweg schwillten meine Füße an und ich rieb mir Bakterien in die Haut. Natürlich war klar, dass ich in Deutschland wieder einen Arzt aufsuchen musste.

Vor knapp 3 Jahren musste ich wegen meiner Schilddrüse zu einem Facharzt (Endokrienologe) nach Konstanz. Die ersten Sätze die ich von diesem Arzt gehört habe waren "Typische Figur eines Östrogenüberschusses". Er meinte meine Oberschenkel und meinen doch schlanken Unterschenkel im Vergleich. Außer das mir dieser Arzt riet die Pille zu wechseln, verblieb ich damit und ging der Sache an sich aber auch nicht mehr nach.

Letztes Jahr im Sommer passierte es dann so richtig. Durch meine Entscheidung intuitiv zu essen, nahm ich natürlich auch ein wenig zu was aber auch ganz normal ist. Mein Körper und speziell meine Beine fanden diese Zunahme aber überhaupt nicht lustig. Mein rechter Fuß schwoll so sehr an, das ich nicht mehr in meinen Schuh hinein passte. Das hatte für mich ein erschreckendes Ausmaße genommen und ich ging zu meinem heutigen Hausarzt. Dieser vermutete hinter meinem Fuß ein Lymphödem und entließ mich mit der Entscheidung wieder, das ich die Möglichkeit habe Kompressionsstrümpfe zu tragen.

Das Problem verschlimmerte sich übers Jahr und doch redete ich mir ein, das da überhaupt nichts schlimmes wäre. Allerdings sprach der Sockenabdruck an meinen Beinen wahre Geschichten. Als ich wieder bei meinem Hausarzt zur Untersuchung war, bemerkte er diese Wasseransammlung und ein paar Wochen später kamen wir auf die Idee, einen Angiologen meine Beine anschauen zu lassen. Da es mir auch in den Oberarmen prickelte, also sich die Symptome nicht nur in den Beinen abspielte, war mir schon klar auf was ich mich gefasst machen darf.

Ich wurde durchgemessen und es war ziemlich schnell klar, das meine Lymphen kern gesund sind, mein Fettgewebe aber der Übeltäter ist. Da war die Diagnose also, mein Hausarzt meinte noch zu mir im Spaß, dass wir dem Kind doch bitte einen Namen geben sollen. Nun hatte das Kind den Namen Lipödem. Bis zu diesem Zeitpunkt, dass ist von heute ausgesehen ungefähr 2 Wochen her, war ich was die Krankheit betrifft noch nicht ganz aufgeklärt.

Man findet ja alles im Internet und so setzte ich mich hin und studierte, meine Kompressionsstrümpfe für den Unterschenkel trage ich jetzt schon gut 2 Wochen und es kam plötzlich diese Hilflosigkeit auf. Warum Hilflosigkeit? Mein Körper setzt immer mehr krankhafte Fettzellen an, die auf einen gestörten Hormonhaushalt zurück zu führen sind. Ach ja, das Ding mit den Haaren, ihr könnt euch noch erinnern? Ich hatte immer Haarausfall bis ich die Pille nahm, die den Hormonhaushalt ausgleicht. Ich muss sagen, ich bin ziemlich froh drum, auch wenn die Einnahme von zusätzlichen Hormonen vielleicht nicht gerade gesund ist. Wenn man so zurück blickt, findet man viele Hinweise, mit denen man aber so nie etwas anfangen hätte können. Naja, es gibt zwei Therapiemethoden, die Eine zahlt die Krankenkasse, diese ist aber nur gegen die Symptome der Krankheit selbst. Regelmäßige Lymphdrainagen und das tragen der Kompressionsstrümpfe scheint den Krankenkassen ziemlich sinnvoll, aber den Fettzellen ist das egal, Methode 2 ist die nachhaltige Methode, die zu 99% aller Fälle zu einer Gesundung führt, die Fettabsaugung.

Hier spricht man nicht von einer gewöhnlichen Fettabsaugung, sonder von einer die die Lymphbahnen nicht zerstört und die vom unteren Teil bis zum oberen Teil des Beines durchgeführt werden muss. Nur eine absolute Entfernung der Fettzellen hilft, die Krankenkassen verschreiben aber nur die Lymphdrainagen und die Kompressionsstrümpfe. Die Fettabsaugung ist für einen Normalverbraucher wie mich natürlich nicht bezahlbar. Man braucht 3 bis 4 OP Termine und einer davon kostet wahrliche 4000-5000€. Die Kassen sehen diese Operation immer noch als eine Schönheitsoperation an, obwohl der besagte Eingriff so notwendig ist.

Ich für meinen Teil habe es nicht so schlimm erwischt, aber von heutigem Standpunkt aus kann man einfach nicht sagen, was mein Körper noch tolles anstellen wird. Meine Aufgabe wird sein, keine Diät mehr zu machen, was ja eigentlich schon längst abgeschlossene Sache für mich ist. Sport wird einen neuen Stellenwert für mich einnehmen, nicht mehr zur Abnahme sondern um gesund zu bleiben.

Liebe Frauen, unsere Geschichte ähnelt sich immer und immer wieder. Bitte habt den Mut und geht an die Öffentlichkeit damit. Die Krankheit wird als solche noch immer nicht ernst genommen und das geht nicht. Rückt die Krone gerade, auch wenn es oft genug schwer fällt, und lächelt aber spricht offen über eure Krankheit, das wir endlich ernst genommen werden.

Wie es für mich weiter geht? Auch wenn meine Beine und meine Arme an Masse vielleicht noch zunehmen werden, so werde ich alles dafür tun das ich meine Gliedmaßen gesund halte. In diesem Sinne alles Gute

Coco

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